24 apr. 2012

Medizinische Translation


Voraussetzung für medizinische Translation ist fundiertes medizinisches und sprachliches Wissen, das sich medizinische Übersetzer und Dolmetscher aneingnen MÜSSEN.

Bei der Aufarbeitung medizinischer Themen und Recherchearbeiten für spezifische Aufträge ist es wichtig, auf strategische translatorische Handlungsrepertoires zum Umgang mit fachlichem und fachsprachlichem medizinischen und anatomischen Wissen (translatorische Wissensmanagementstrategien) zurückzugreifen.

TranslatorInnen als Sprach- und Wissens(ver)mittler
 
Medizinische TranslatorInnen sind nicht nur Sprach-, sondern auch Wissens(ver)mittlerInnen, die bei ihrer Tätigkeit zielorientiert agieren und verständnissichernd innerhalb und über Fach- und Sprachgrenzen hinweg für PartnerInnen mit verschiedenen medizinischen Wissensniveaus kommunizieren; neben (fach)sprachlichem Wissen (Wissen von den Benennungen) benötigen sie medizinisches Fachwissen (Wissen über die bezeichneten Begriffe und Gegenstände).

TranslatorInnen als Chamäleons

TranslatorInnen handeln dynamisch, sie passen sich ihrem Arbeitsumfeld an, verarbeiten die zu übersetzenden Texte kognitiv und gleichen sie mit den ihnen bekannten Wissensmustern ab. Wenn sie dabei neuen Übersetzungssituationen oder Wissensmustern begegnen, passen sie sich durch Akkomodationsleistung an, also durch Anpassung von innen heraus. Eine andere mögliche Form der Anpassung ist die Assimilation, bei der TranslatorInnen bereits vorhandenes Wissen im Umgang mit neuen Übersetzungssituationen oder Wissensmustern anwenden.

TranslatorInnen als wandelnde Lexika

Dieses Klischee ist zum Teil noch in den Köpfen einiger (fachfremder) Menschen verhaftet. So kommt es, dass TranslatorInnen – mich eingeschlossen – manchmal gebeten werden, Wörter ohne Angabe eines Kontextes zu übersetzen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass oft von den TranslatorInnen eine wie aus der Pistole geschossene Übersetzung des jeweiligen Wortes erwartet wird. Mit Taktgefühl gilt es in solchen Fällen, die fachfremden KommunikationspartnerInnen darüber aufzuklären, dass TranslatorInnen stets Wörter im Kontext übersetzen oder dolmetschen und sie kein „wandelndes Lexikon“ sind, sondern für ganz spezifische Fragen unter Umständen Fachlexika und –literatur konsultieren müssen.


(Quelle: Textausschnitte aus meiner Masterarbeit)